Geschichte

Das kommen der meisten großen Religionen war von Verfolgungen, Leid und Märtyrertum begleitet. So war es auch in der Bahá'i-Religion nicht anders. Die Geschichte der Bahá'i-Religion beginnt an sich im Iran des endenden 18. Jahrhunderts mit den Shayki. Die Shaykis waren eine religiöse Gruppierung innerhalb des shi'itischen Islams, die von Shayk Ahmad Ahsai begründet wurden. Shayk Ahmad sprach zu seinen Schülern immer wieder, das er sie nur vorbereiten will, auf das erscheinen des im shi'itischen Islam erwarteten Erlösers, des 12. Imam. Nach seinem Tod leitete Siyyid Kazim-i-Rashti die Shaykis weiter. Auch er betonte immer wieder das seine einzige Aufgabe die Vorbereitung des Kommens eines Gottesoffenbarers sei. Als er starb war sein Vermächtnis gegenüber seinen Schülern, das jetzt die Zeit gekommen sei und sie sich aufmachen sollen denjenigen, den er angekündigt hat, zu suchen. Dies war im Jahre 1260 islamischer, bzw. 1844 christlicher Zeitrechnung.

Die Epoche des Báb

Darauf machten sich einige seiner Schüler auf die Suche nach dem angekündigten. Einer von ihnen war Mulla Husayn. Als dieser in der Stadt Shiraz eintraf wurde er von einem jungen Mann mit grünen Turban begrüßt. Er wußte nicht um wen es sich handelt und nahm an, das es ein Shayki sei und er von anderen über seine Ankunft informiert worden sei. Der junge Mann lud Mulla Husayn ein bei ihm zu bleiben. Nach dem sie gegessen hatten und das Abendgebet verrichtet hatten, erklärte der junge Mann gegenüber Mulla Husayn: 'Ich bin der den du suchst'. Zum Beweis schrieb der Báb, wie er sich schließlich nannte, das erste Kapitel eines Kommentars über die Sure Josef im Koran. Mulla Husayn selbst berichtete später das ihn in dieser Nacht der Schlaf floh und er das Gefühl hatte von allen Früchten des Paradieses zu kosten.

Der Báb fand schnell Anhänger im Iran. Dies alarmierte die Geistlichkeit des Islam. Diese begann damit die Anhänger des Báb zu verfolgen. Der Báb selbst wurde gefangen genommen und zuerst in Maku und später in Chiriq, im Azerbaidschan eingekerkert. Schließlich wurde er 1850 öffentlich in Tabriz erschossen. Er selbst verkündete jedoch, das er selber nur der Vorläufer eines noch größeren Gottesboten ist, der nach ihm kommen wird. Er nannte ihn: 'Den, den Gott offenbaren wird.'

Bereits zu Lebzeiten des Báb als dieser eingekerkert war versammelten sich zahlreiche Anhänger von ihm in Badasht. Dort wurde ein regelrechter Schnitt mit dem Islam vollzogen. Die Bábi, so nannten sich die Anhänger des Báb, erklärten das diese Religion eine eigenständige Religion sei die mit den Gesetzen und Riten des Islam nichts mehr zu tun habe. Außerdem legte Tahirih, eine hochrangige Vertreterin des Bábi Glaubens dort öffentlich ihren Schleier ab. Damit war klar das von nun an auch die Stellung der Frau eine andere sein sollte.

Die Epoche Bahá'u'lláhs

Sei freigebig im Glück und dankbar im Unglück. Sei des Vertrauens deines Nächsten wert und schaue hellen und freundlichen Auges auf ihn. Sei ein Schatz dem Armen, ein Mahner dem Reichen, eine Antwort auf den Schrei des Bedürftigen, und halte dein Versprechen heilig. Sei gerecht in deinem Urteil und behutsam in deiner Rede. Sei zu keinem Menschen ungerecht und erweise allen Sanftmut. Bahá'u'lláh

In den Tagen unmittelbar nach der Erklärung des Báb gegenüber Mulla Husayn, sandte der Báb Mulla Husayn nach Teheran mit einem Sendschreiben an einen Husayn-Ali. Dieser wurde daraufhin sofort Anhänger des Báb. Während der Verfolgungswellen von 1852/53 wurde auch Husayn-Ali als einer der führenden Anhänger des Báb in Teheran gefangen genommen und in ein fürchterliches Verließ, das sogenannte schwarze Loch eingekerkert. Dies kam der Todesstrafe gleich da bisher noch niemand lebend wieder aus dem schwarzen Loch kam. Husayn-Ali wurde jedoch auf Vermittlung der russischen Botschaft aus dem Verließ entlassen und nach dem Irak verbannt. Einige andere Bábi begleiteten ihn. Während der 10-jährigen Verbannungszeit in Baghdad stärkte Husayn-Ali die Bábi und seine herausragende Rolle wurde immer stärker sichtbar und insgeheim merkten immer mehr seiner unmittelbaren Gefährten, das er 'der ist den Gott offenbaren wird'. Als schließlich die Osmanische Regierung, zu deren Territorium der Irak damals gehörte, auf betreiben der persischen Regierung, Husayn-Ali weiter nach Konstantinopel verbannte, erklärte Bahá'u'lláh, wie er sich von dieser Zeit an nannte öffentlich das er der vom Báb verheißene sei. Diese 12 Tage in denen dieses geschah werden heute von den Bahá'i als Ridvan-Fest dem bedeutendsten Bahá'i-Fest gefeiert.

Von Konstantinopel aus wurde Bahá'u'lláh mit seinen Gefährten weiter nach Adrianopel verbannt, das Bahá'u'lláh als den entlegenen Kerker bezeichnete, da dorthin nur diejenigen verbannt werden, die sich gegen die Amtsmacht des Sultans gewandt haben. Als jedoch die Bahá'i-Religion, wie sie sich nun zur Unterscheidung zur Bábi-Religion nannte trotzdem weiter wuchs, kamen die persische und die osmanische Regierung überein, das man nur durch eine weitere Verbannung die Bahá'u'lláh mit seinen Anhängern ganz zerschlagen sollte, diese Bewegung stoppen kann. Daraufhin wurde Bahá'u'lláh mit seinen Gefährten nach Akká verbannt, das damals als Festungsstadt und Gefangenenstadt diente und im heiligen Land, dem heutigen Israel, liegt, welches damals ebenfalls Hoheitsbereich des osmanischen Reiches war.

Doch auch dies konnte dem Wachstum des Bahá'i-Glaubens keinen Abbruch tun. Die Haftbedingungen in Akká wurden mit den Jahren abgemildert und seine letzten Jahre konnte Bahá'u'lláh außerhalb Akkás auf einem Landhaus verbringen. Bahá'u'lláh verstarb dort 1892.

Bahá'u'lláh verfaßte, wie auch schon der Báb eine Vielzahl von Schriften, die originalgetreu erhalten sind. Einige seiner wichtigsten Werke sind das Kitab-i-Aqdas und das Kitab-i-Iqan, indem er die Lehre von der fortschreitenden Gottesoffenbarung erklärt, sowie die Stufe der Offenbarer erklärt und einen Schlüßel zu den Sinnbildern und Andeutungen früherer heiliger Schriften liefert.

Die Epoche Abdu'l-baha's

Bahá'u'lláh setzte in seinem Testament seinen Sohn Abdu'l-baha als Ausleger seiner Schriften, sowie als die Person ein, an die sich alle Bahá'i nach seinem Tod wenden sollen. Die Schriften Abdu'l-baha's sind meist von eher erklärender Art, gegenüber der häufig blumigen und zumeist sehr schwierigen Schreibweise von Báb und Bahá'u'lláh. Abdu'l-baha beantwortete häufig auch Fragen, bzw. hielt auch Vorträge die ebenfalls mitgeschrieben wurden und heute zum Teil auch als Bücher veröffentlicht sind (zum Beispiel 'Beantwortete Fragen'). Als heilige Schriften der Bahá'i-Religion gelten sowohl die Schriften des Báb, Bahá'u'lláhs als auch Abdu'l-baha's.

Abdu'l-baha war aufgrund der auch nach dem Tod Bahá'u'lláhs weiterhin für seine Gefährten geltenden Gefangenschaft bis zum Jahre 1908 Gefangener der osmanischen Regierung. Durch die jungtürkische Revolution wurden jedoch alle politischen und religiösen Gefangenen des osmanischen Reiches begnadigt. In der Zeit danach machte sich Abdu'l-baha auf erstmals auch die neuentstandenen Bahá'i-Gemeinden in westlichen Ländern zu besuchen. In Europa und Amerika gab es Anfang dieses Jahrhunderts die ersten Bahá'i. Die erste deutsche Bahá'i-Gemeinde bildete sich bei Stuttgart. Abdu'l-baha unternahm in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg mehrere Reisen nach Europa und Nordamerika und hielt dort Vorträge. Außerdem errichtete er, wie bereits von Bahá'u'lláh gewünscht das Grabmal des Báb am Berg Karmel. Dieses war im Prinzip auch die Grundsteinlegung für die weiteren Verwaltungsbauten die, die Bahá'i dort als ihr Weltzentrum errichteten

Abdu'l-baha verstarb in Akka 1921. In seinem Testament erklärte er Shogi Effendi zum Ausleger der Schriften und Hüter des Bahá'i-Glaubens. Außerdem gab er einer Bahá'i-Verwaltungsordnung Form, die bereits in den Schriften Bahá'u'lláhs angerissen wurde.

Das gestaltende Zeitalter

Die Bahá'i-Religion fing an sich über den ganzen Erdball zu verteilen und gilt heute nach dem Christentum als die geographisch weit verbreiteste Religion. In der Bahá'i-Religion begann nach dem Tod Abdu'l-bahás auch immer stärker, ein entstehen einer eigenen Verwaltungsordnung, so wie auch von Bahá'u'lláh und Abdu'l-baha bereits vorgezeigt. Dadurch begann, die Bahá'i-Religion auch vom in der Gründungsphase noch eher charismatisch geprägten Glauben zur formalen Religion zu wachsen. Ein wichtiger Meilenstein für die Bahá'i war auch die Errichtung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, das bereits von Bahá'u'lláh in seinen Schriften vorgesehen war, 1963. Dieses übernahm auch die Leitung der Bahá'i-Gemeinde nach Shogi Effendis Tod, der 1957 verstarb. Inzwischen zählt die Bahá'i-Religion über 6 Millionen Angehörige auf der Welt. In Deutschland sind es etwa 6000.

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Webmaster: René Maroufi